Die Swiss PT-App (so der Name der App während dem Pilotversuch) soll ab nächster Woche grossflächig, aber kontrolliert getestet werden. Dies hat der Bundesrat am 13. Mai bekannt gegeben. Voraussichtlich wird die App von Mitarbeitenden der Eidgenössisch Technischen Hochschulen in Lausanne und Zürich, von Armeeangehörigen und Mitarbeitenden von Spitälern sowie der eidgenössischen und kantonalen Verwaltungen getestet.
Was macht die App? Wieso muss Bluetooth aktiv sein? Wird ein Bewegungsprofil erstellt? Sind meine Daten sicher? Diese Fragen wurden vom Bundesamt für Gesundheit bereits beantwortet und sind als öffentliches Dokument einsehbar. Unten einen Auszug aus dem Dokument mit wichtigen Fragen und Antworten:
Infos rund um COVID-19 Tracing:
- Bundesrat hat sich zur Schweizer Corona-Proximity-Tracing App geäussert: Pilotversuch ab nächster Woche
- Bundesrat zur Corona Tracing-App: Veröffentlichung am 11. Mai, Bevölkerung noch eher skeptisch, Armee testet
- Anscheinend braucht es ein Bundesgesetz für die COVID-19 Warn-App, Verzögerungen bis in den Sommer möglich
- Schnittstelle von Apple und Google zur Ermittlung von Kontaktpersonen kommt bereits am 28. April
- iOS 13.5 Beta gibt erste Einsicht auf „COVID-19 Exposure Notifications“
- COVID-19 App: Kontaktverfolgen im Comic erklärt
- So funktioniert eine Corona-Tracing-App
Fragen und Antworten zur Swiss Proximitiy-Tracing-App
PERSÖNLICHKEITSSCHUTZ
1. Welche Daten sammelt die Swiss PT-App?
Die Swiss PT-App sammelt nur Kontakt-Ereignisse, bei denen sich der Benutzer für kurze Zeit mit weniger als zwei Meter Abstand in der Nähe von anderen Swiss PT-App-Benutzern aufgehalten hat. Die Kontakt-Ereignisse werden dezentral auf dem eigenen Mobiltelefon in Form einer kryptografisch erzeugten Prüfsumme für 21 Tage abgelegt und danach unwiderruflich gelöscht. Es werden somit keine persönlichen Daten, Standorte und Informationen zum verwendeten Gerät ausgetauscht.
2. Sind die Daten sicher?
Bei einer Begegnung wird nur ein verschlüsselter Code ausgetauscht. Dieser wird lokal auf den Geräten gespeichert und nach 21 Tagen wieder automatisch gelöscht. Das gilt sowohl für die Daten im lokalen Speicher des Mobiltelefons als auch für die Schlüssel der infizierten Benutzer auf dem Server der Bundesverwaltung. Wenn die Swiss PT-App deinstalliert wird, werden die Daten auf dem Mobiltelefon automatisch gelöscht.
3. Ist der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte in die Erarbeitung der App involviert?
Ja, der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte (EDÖB) ist in allen Phasen des Projektes involviert und begleitet es kritisch, ebenso die nationale Ethikkommission.
4. Wie ist sichergestellt, dass mein Standort via Bluetooth nicht aufgezeichnet wird?
Die Swiss PT-App verwendet keine Satelliten-Standortortung. Es ist also nicht möglich herauszufinden, wo sich eine Person bzw. ein Mobiltelefon befindet. Über Bluetooth Low Energy (BLE) lässt sich nur feststellen, dass sich ein Gerät in der Nähe eines anderen Geräts befindet. Bluetooth verfügt über drei Stufen der Annäherungserkennung, so dass die Erkennung von Kontakten auf den kritischen Bereich von ca. zwei Metern in offenen Räumen eingeschränkt werden kann.
6. Werden die Daten zur Überwachung der Krankheit verwendet (Statistik nach Gemeinde)?
Einige wenige anonyme Daten werden zu Statistikzwecken verwendet. Z.B. werden folgende Informationen festgehalten:
- Anzahl erzeugter Aktivierungscodes pro Kanton;
- Anzahl der Anrufe bei der spezifischen Hotline für die benachrichtigten User;
- Anzahl der App-Downloads vom Apple- oder Google-Store.
7. Wo sind die Server für das Swiss PT-System?
Die Server befinden sich in den Datencentern der Schweizerischen Eidgenossenschaft und werden von der Bundesverwaltung in der Schweiz gehosted. Die Liste mit den anonymen Schlüsseln der infizierten Personen kann jedoch an Dritte weitergegeben werden, welche diese zum Abruf durch die anderen Benutzerinnen und Benutzer zur Verfügung stellen.
8. Für welche anderen Zwecke könnte diese Anwendung verwendet werden?
Die Anwendung wurde lediglich für die Eindämmung des Corona-Virus entwickelt und wird, sobald sie dafür nicht mehr verwendet wird, ausser Kraft gesetzt.
FUNKTIONSWEISE
9. Was genau meldet die App bei einer möglichen Ansteckung?
Die App schaut nicht nur, ob Begegnungen mit infizierten Personen stattfanden, sondern auch wie lange und wie nahe diese waren. Erst wenn man sich innerhalb eines Tages über insgesamt fünfzehn Minuten in weniger als zwei Meter Abstand von infizierten Personen aufgehalten hat, ist der Verdacht auf eine mögliche Ansteckung genug gross und die Personen werden informiert.
10. Wie lange muss jemand in meiner Nähe sein, damit die Swiss PT-App einen Kontakt bemerkt?
Man muss für kurze Zeit weniger als etwa zwei Meter Abstand voneinander entfernt sein. Über Bluetooth werden nur verschlüsselte IDs, sogenannte Prüfsummen, zwischen den Mobiltelefonen ausgetauscht. Diese Abstandsmessungen via Bluetooth werden in den Test- und Pilotphasen fortlaufend weiter kalibriert, damit die Genauigkeit verbessert werden kann. Durch die von Google und Apple in Aussicht gestellten API kann die Genauigkeit der Messung weiter erhöht werden.
11. Kann die Swiss PT-App feststellen, wenn es eine Schutzwand zwischen zwei Personen hat?
Wände können die Übertragung des Bluetooth-Signals bis zu einem gewissen Grad blockieren, so dass nur sehr wenige Fehlalarme in diesem Kontext auftreten sollten. Allerdings können Plexiglasscheiben, wie sie z. B. in der Gastronomie zunehmend eingesetzt werden, nicht erkannt werden. Ebenso wenig kann das Mobiltelefon registrieren, ob die Personen Masken tragen.
13. Was passiert, wenn das Gerät in der Nähe eines anderen Geräts aufgeladen wird, die Besitzer der Telefone aber keinen Kontakt zueinander hatten?
Wenn zwei Mobiltelefone mit installierter Swiss PT-App beim Laden der Akkus näher als zwei Meter voneinander entfernt sind, wird das als Kontakt registriert. Die Swiss PT-App kann nicht unterscheiden, ob das Mobiltelefon in der Nähe des Besitzers ist oder nicht.
15. Was sind die Auswirkungen auf die Batterie?
Die Swiss PT-App ist so energiesparend wie möglich umgesetzt. Da Bluetooth Low Energy immer aktiv ist, wird der Stromverbrauch leicht erhöht. Die neuen technischen Schnittstellen von Apple und Google sollen den Energieverbrauch für Proximity Tracing Apps aber senken. Dafür müssen die Mobiletelefone auf die neusten Mobiltelefon-Betriebssysteme upgedatet werden.
16. Die Anwendung der beiden Eidgenössisch Technischen Hochschulen Zürich (ETHZ) und Lausanne (EPFL) arbeitet mit einem eigenen Protokoll. Dieses wird dann auf das Apple- und Google-Protokoll überführt. Ist die Datensicherheit dann noch gewährleistet?
Die Anwendungsschnittstelle (API) von Apple/Google ist keine App auf den Mobiltelefonen. Es handelt sich um einen von Apple/Google vorgeschlagenen Standard zur genaueren Schätzung des Abstands zwischen zwei Mobiltelefonen via Bluetooth und zur Senkung des Stromverbrauchs durch Bluetooth Low Energy. Die Datensicherheit bleibt gewährleistet – der Standard von Apple/Google setzt ebenfalls auf das DP-3T-Konzept der beiden Eidgenössischen Technischen Hochschulen Zürich und Lausanne.
19. Muss ich Bluetooth immer eingeschaltet haben? Was ist, wenn ich Bluetooth nicht eingeschaltet habe?
Damit Begegnungen erkannt werden können, muss Bluetooth immer eingeschaltet sein. Die Batterienutzung erhöht sich dadurch nur leicht.
22. Kann ich die Swiss PT-App zwischenzeitlich deaktivieren?
Ja, das ist möglich, z. B. indem in der App das Tracing deaktiviert wird. Die Swiss PT-App funktioniert aber nur, wenn sie aktiviert ist. Daher wird empfohlen, sie nicht zu deaktivieren und das Mobiltelefon bei sich zur tragen, wenn man sein Zuhause verlässt und potenziell in Kontakt mit dem neuen Coronavirus infizierten Personen kommt.
CORONAPOSITIV: WAS TUN?
23. Ich habe das neue Coronavirus – wie kann ich das mit der Swiss PT-App mitteilen?
Sie können der App eine Infektion nur dann mitteilen, wenn Ihre Erkrankung nach einem Test im Labor bestätigt wurde. Sie erhalten dann vom kantonsärztlichen Dienst, der Sie anrufen wird, einen Code, den Sie in der App freiwillig eingeben können. Wenn Sie vom kantonsärztlichen Dienst kontaktiert werden, sagen Sie, dass Sie die Swiss PT-App haben.
24. Wer gibt in der Swiss PT-App ein, dass ich positiv auf das Coronavirus getestet wurde?
Alle Benutzerinnen und Benutzer der Swiss PT-App entscheiden selber, ob sie bei einem positiven Coronavirus-Testergebnis ihre Begegnungen mit einer Benachrichtigung informieren wollen. Um weitere App-Benutzerinnen und -Benutzer zu informieren, ist zwingend die Eingabe eines Covidcodes notwendig. Diesen erhalten positiv-getestete Personen vom Personal des Kontakt-Managements (je nach Kanton sind dies die Mitarbeitenden des Kantonalen Contact Tracing, Ärzte, medizinisches Fachpersonal oder die Kantonsärzte) und geben diesen in die Swiss PT-App ein.
30. Erhalte ich meinen Lohn weiter, wenn ich mich für eine Quarantäne entscheide?
Der Arbeitgeber ist bei einer freiwilligen Quarantäne nicht zur Lohnfortzahlung verpflichtet. Wer sich freiwillig in Quarantäne begibt, weil er von der App über einen Kontakt mit einer infizierten Person gewarnt wurde, soll sich beim Arzt oder der BAG-Infoline über das weitere
42. Funktioniert die Swiss PT-App auch im Ausland oder über ausländische Provider?
Die Swiss PT-App funktioniert überall und auch über internationale Provider. Es ergibt aber keinen Sinn, die Swiss PT-App im Ausland zu nutzen, wenn wenige oder keine weiteren App-Benutzer vorhanden sind. Aktuell laufen Abklärungen und Bestrebungen, dass Tracing Apps, die ebenfalls das dezentrale Konzept DP-3T verwenden, miteinander kompatibel sind. In einem ersten Schritt ist die Swiss PT-App aber für das Schweizer Territorium gedacht. Für Grenzgänger und Personen, die sich häufig in der Schweiz aufhalten, lohnt es sich aber auf jeden Fall, die Swiss PT-App runterzuladen und zu nutzen. Die Swiss PT-App steht grundsätzlich jedermann zur Verfügung.
45. Wie viele Prozent der Bevölkerung müssen diese App nutzen, damit sie effizient ist?
Je mehr Menschen die App anwenden, desto höher sind die Wirksamkeit und die Wahrscheinlichkeit, dass relevante Kontakte erkannt und gemeldet werden können. Digitale Applikationen können das traditionelle Contact Tracing der Kantone ergänzen und mithelfen, die Kontakte von Neuinfizierten zu eruieren. Gemäss einer Studie aus Oxford sollten 55 bis 65 Prozent der Bevölkerung bei den Quarantäne-Massnahmen innerhalb der Eindämmungsphase mitmachen, damit die Epidemie eingedämmt werden kann. Das herkömmliche Contact Tracing und die App ergänzen einander.
46. In welchem Verhältnis steht die Swiss PT-App zum klassischen Contact Tracing?
Die von der App benachrichtigten Personen haben keinen direkten Kontakt zum klassischen Contact Tracing. Das passiert erst, wenn sie über den normalen medizinischen Behandlungsweg, also ihren behandelnden Arzt, an die Kantonsärzte verwiesen werden. Wenn eine Person positiv getestet wird, wird das Testergebnis entsprechend der Meldepflicht gemäss Epidemiegesetz gemeldet. Dies ermöglicht es der für die Kontaktsuche zuständigen kantonalen ärztlichen Stelle, die Person anzurufen, um sicherzustellen, dass sie isoliert ist, und ihre engen Kontakte aufzulisten. Wenn die getestete Person über eine App verfügt, generiert dieser kantonale Dienst bei dieser Kontaktaufnahme den Covidcode auf einer Website des BAG, wobei die Zugriffsrechte den getesteten Personen vorbehalten sind.
47. Warum sollte ich die Swiss PT-App nutzen, wenn es mir das sagt, was ich sowieso schon weiss: Geh zum Arzt, wenn du Symptome hast?
Die App hilft, Ihnen zu zeigen, dass Sie sich einem Risiko ausgesetzt haben. Sie können dadurch während den kommenden Tagen auf Symptome achten und diese auch besser einordnen. Zudem können Sie Ihre Familie, Ihre Freunde und ihr Umfeld schützen, indem Sie in den zehn Tagen nach der Begegnung unnötige Kontakte vermeiden.